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Die Geschichte des Dresdner Standesamtes
Max Georg Poscharsky studierte in Holztreppe „BEATUS ILLE QUI PRO- seit 1978 auf der Bezirksdenkmalliste
den achtziger Jahren des 19. Jahrhun - CUL NEGOTIIS“ – „Glücklich, wer stand. Das Dachgebälk war vom
derts Architektur an der Dresdner fern von den Geschäften weilt“, weist Schwamm befallen, Wandbespan-
Kunstakademie unter Lipsius, 1893/ darauf hin. Der Gobelin im Foyer nung, Deckenvergoldungen und viele
1894 erbaute er die Villa Vogesen- über der kunstvoll verkleideten Details waren nicht mehr vorhanden.
weg 4, nur wenige Meter von hier Heizung zeigt die Bautzner Wasser- Die Gemälde und Verzierungen in der
entfernt, deren Anlage und Details kunst und stellt den Bezugspunkt Kassettendecke, an den Wänden und
größte Ähnlichkeit mit der Villa zum eigentlichen Wirkungskreis von im Außenbereich waren übertüncht.
Weigang aufweisen. Weigang her. Das Haus verfügte nicht Beide Türme waren gekappt. Die in
Weigang, Besitzer einer chromolitho- nur über eine prächtige Innenaus- einem vertieften Gartenteil nördlich
graphischen Kunstanstalt und Stein- stattung, sondern erhielt 1895 auch der Villa befindliche Brunnenanlage
druckerei in Bautzen, erwarb durch eine der ersten Dampfheizungen und war mit Erdmassen verfüllt. Es ragten
die Herstellung von Verpackungs- eine zentrale Ventilation. nur noch zwei Teile der Treppen-
papieren für Cigaretten und Schoko- Zu Beginn der Rekonstruktionsarbei- balustrade aus der Rasenfläche her-
lade ein erhebliches Vermögen. ten im Herbst 1991 war von der wert- vor. Die Brunnenfigur, ein Putto auf
Die Villa in Blasewitz nutzte er bis vollen Innenausstattung nicht mehr Postament und ein Barometerhäus-
1914 als Sommerwohnung. Der latei- viel zu sehen und das setzte sich im chen wurden von Unbekannten ab-
nische Spruch im Fenster über der Außenbereich fort, obwohl das Haus transportiert.
Nach dreijähriger Bauzeit fand am Stelle als „Auge“ sichtbar. Eine voll- Die Gartenanlage konnte nur teil-
30. September 1994 die erste Ehe- ständige Restaurierung war nicht weise originalgetreu restauriert
schließung statt. Das Haus diente mehr möglich. Im Außenbereich werden, weil sie durch vielfältige
seit den 50er Jahren als Standesamt wurde die Fassadenbemalung nach Eingriffe zersiedelt wurde. Nach
und ist nun die Villa für „Traum- dem Abtragen der Deckfarbe auf Freilegung der Brunnenanlage galt
hochzeiten“ in Dresden. Die Schön- Schablonen übernommen und auf es, eine Wasserkunst zu installieren,
heit der Räume erschließt sich seit- diese Weise gesichert. Bei den die dem Charakter der Villa am
dem den Brautpaaren und ihren Probekratzungen entdeckten die besten entspricht. Der Brunnen
Gästen in voller Pracht. Restauratoren eine wunderschöne erhielt einen hervorragend restau-
Nach der Entfernung dicker Lack- Sonnenuhr, auf die es bis dahin kei- rierten gusseisernen Aufsatz, der
schichten erkennt man wieder die nerlei Hinweise gab. Im Anschluss einst im 1945 zerstörten Palais
natürliche Maserung des Holzes. an die Neuverputzung des Hauses Oppenheim an der Bürgerwiese
Die Decken- und Wandbemalungen erfolgte die Übertragung der auf den stand.
konnten nahezu vollständig freige- Schablonen gesicherten Ornamente Seit dem 15. Mai 1998 erfreut das
legt werden. In der Kassettendecke und Gemälde. Wasserspiel die Dresdner und ihre
findet der aufmerksame Betrachter Der Jüngling an der Freitreppe ge- Gäste als ein beliebtes Fotomotiv.
ein Feld im Original, das nur eine hört zu den wenigen, im Außen-
leichte Retusche erhielt. Der ur- bereich erhalten gebliebenen Origi-
sprünglich vorhandene Fries über nalen. Für den Bau der beiden Unsere Standesbeamtinnen und
den Eingangstüren zu den Trauräu- Türme standen lediglich Fotos als Standesbeamten wünschen Ihnen
men ist jedoch nur noch an einer Vorlage zur Verfügung. einen angenehmen Aufenthalt.